05.07.2025
Pater Filip van Damme FSO
Bregenz
Predigt zur Primiz von Pater Kilian Deppisch FSO
29. Juni 2025 - Am Hochfest der heiligen Apostel Petrus und Paulus feierte Pater Kilian Deppisch FSO seine Primiz in der Kirche St. Antonius in Bregenz. Pater Filip van Damme, der Rektor des Collegium Paulinums, hat die Festpredigt gehalten. Lesen Sie hier seine Worte:

"In diesem Augenblick würde ich am liebsten durch die Kirche laufen und Sie alle, jede und jeden einzeln, persönlich begrüßen, denn meine Freude ist groß. Und ich wünsche mir, dass Sie diese Freude ebenfalls erfahren. Das ist auch gleich der erste Punkt meiner Predigt: die Freude.
Aber worüber freuen wir uns heute? Man könnte meinen, dass wir uns heute freuen, weil Pater Kilian so froh und glücklich ist, und seine Freude ansteckend wirkt. Nun ja, zu einem Teil wird das bestimmt zutreffen. Aber das ist nicht der eigentliche Grund unserer Freude. Und wissen Sie. Ich würde mich gar noch nicht zufriedengeben mit der eher allgemeinen Antwort, dass wir uns über einen neuen Priester freuen. Ja, freilich – aber, warum denn?
Weil gestern, als unser guter Kilian zum Priester geweiht wurde, wir alle beschenkt wurden. Ja, wir sind die Beschenkten. In gewissem Sinn muss man tatsächlich sagen, dass durch jede Priesterweihe wir – die übrigen Gläubigen – am allermeisten beschenkt werden – und zwar nicht nur die Eltern von Pater Kilian, sondern wir alle; und zwar nicht nur jene, die nicht Priester sind, sondern durch jeden jungen Mann, der zum Priester geweiht wird, werden alle Getauften beschenkt: vom neugetauften Kind bis zum Papst. Denn der Priester ist nicht Priester für sich selbst, sondern für die andern.
Ein Dienstamt als Geschenk
Das Priestertum ist ein Geschenk für die anderen. Es ist ein Geschenk für die Glieder der Kirche. In der Theologie nennt man das Priestertum ein Dienstamt. Es ist ein Dienstamt, weil der Priester dem Heil der Menschen dient. Wir, liebe Gläubige, wir sind die wahrhaft Beschenkten. Danke Pater Kilian, dass du dich dazu bereit erklärt hast, ein Instrument zu sein für den Herrn. Danke, dass du dich dazu bereit erklärt hast, in den Händen des Herrn für uns ein Geschenk zu sein.
Das Große, das Pater Kilian gestern in der Weihe zuteil wurde, ist nicht eine Beauftragung. Es ist auch nicht das Ergebnis seines Studiums, das er sich mit Schweiß erwirkt hat. Sondern durch die einfache Geste der Handauflegung und durch das Weihegebet des Bischofs ist Pater Kilian zum Priester geweiht worden. Er wurde für uns zu einem Instrument der Gnade gemacht durch etwas, das niemand von uns und niemand in der Kirche aus eigener Kraft bewirken kann. Es ist letztendlich ein Geschenk Christi des Herrn selbst an seine Kirche.
Bischof Benno hat Pater Kilian die Hände aufgelegt; so wie ihm selber – Bischof Benno – die Hände aufgelegt wurden bei seiner Bischofsweihe, von Bischöfen, denen bei ihrer Bischofsweihe ebenfalls die Hände aufgelegt worden sind … und so gibt es eine ununterbrochene Kette bis zu den Aposteln. Darum nennt man es die apostolische Sukzession, also ein ununterbrochenes Weitergeben durch Handauflegung. Denn es wird in dem Augenblick durch die Hände des Bischofs nichts produziert oder fabriziert, sondern es wird etwas weitergegeben.
Niemand kann bewirken, was in der Priesterweihe geschieht. Es ist etwas bis zu Pater Kilian gekommen, das durchgegeben wurde, angefangen bei den Aposteln, die durch Jesus Christus selber eingesetzt und ausgesandt wurden. Das Priestertum ist ein Geschenk Jesu Christi an seine Kirche. Denn Jesus Christus möchte in seiner Kirche gegenwärtig bleiben, aber nicht bloß als frommer Gedanke, sondern wirklich und handelnd.
Das geschieht vor allen Dingen in den Sakramenten. Denken wir etwa an die Eucharistie, in der Christus in uns wirkt und uns zur Nahrung wird. Auch in der Beichte ist es nicht irgendein Mensch, der uns die Lossprechung gibt, sondern der menschgewordene Sohn Gottes schenkt uns Befreiung und Frieden. Und in der Krankensalbung möchte Jesus, der Herr, den Priester als Instrument verwenden, damit er selber den Kranken berührt, ihm nahe ist und gegebenenfalls Heilung schenkt.
Lieber Pater Kilian, durch dich möchte Jesus Christus uns begegnen und berühren. Und wir, wir möchten in dir und durch dich Jesus begegnen und seine Stimme hören. Der Priester kommt von Christus her und der Priester führt zu Christus hin. Oder um es mit einem Wort von Mutter Julia zu sagen: „Der Priester muss der Apostel sein, der der Welt Jesus Christus vermittelt – und zwar durch seine innige Vereinigung mit ihm.“
Exkurs zum Petrusgrab
In Gedanken würde ich Sie gerne alle einmal mitnehmen nach Rom. Sie wissen ja, dass Pater Kilian seine Ausbildung in der ewigen Stadt, direkt in der Nähe des Vatikans erhalten hat. Jene, die noch nie in Rom waren, kennen wahrscheinlich dennoch die schöne große Kuppel des Peterdoms, ein elegantes Meisterwerk der Architektur von Michelangelo. Und Sie kennen den Petersplatz mit seinen Kolonnaden vom großen Bernini, die wie zwei Arme die Besucher umarmen möchten. Und jene unter Ihnen, die schon das Glück hatten, dorthin zu reisen, können sich bestimmt das Innere dieses mächtigen Domes vorstellen, dessen Schönheit und Größe vielleicht jemand wie Goethe, aber nicht ich in Worten beschreiben könnte. Wohin ich Sie aber gedanklich gerne hinführen möchte, das befindet sich zwei Stockwerke unter dem Petersdom. Ausgrabungen führen dort direkt bis zum Grab des Apostelfürsten Petrus.
Pater Kilian, du hast viele Gruppen dorthin führen dürfen. Als du direkt beim Grab des heiligen Petrus warst, hast du wahrscheinlich immer wieder das Evangelium des heutigen Festes wiedergegeben. Die Frage Jesu nämlich an seine Jünger: „Für wen halten die Leute den Menschensohn?“ … und dann die zweite Frage: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ Es war Simon Petrus, der sprach: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!“
Lieber Pater Kilian, du hast bei diesen Führungen bestimmt immer wieder neue Worte gefunden, um die Aufmerksamkeit der Pilger festzuhalten. Aber an dieser Stelle, direkt beim Grab des heiligen Petrus, hier hast du mit Petrus immer dasselbe Bekenntnis abgelegt: „Jesus ist der Gesalbte, der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!“
An dieser Stelle möchte ich einen Wunsch und eine Bitte aussprechen. Lieber Pater Kilian, verliere nie deine enthusiastische Art, habe Mut und finde neue Worte und Wege, um zu den Menschen zu sprechen, aber bringe ihnen nichts anderes als Jesus Christus, den Sohn des lebendigen Gottes.
Wir haben es vorhin gemeinsam erwogen: Das, was das Priestertum so groß macht, kommt von Jesus Christus selber. Das, was das Priestertum zu einem Geschenk für uns macht, das kommt von Jesus Christus. Ja, mehr noch, das ist Jesus Christus selbst. Lieber Pater Kilian, sei ein Priester, der voll ist von Jesus Christus, der ganz und gar von ihm erfüllt ist und von ihm her kommt. Sei ein Priester, der aus einer tiefen Vereinigung mit Christus zu uns spricht, und der in der Verkündigung des Evangeliums Jesus selbst zu uns sprechen lässt.
Lieber Pater Kilian, vergiss nie deine vielen Führungen zum Petrusgrab. Geh uns voran in der Beantwortung der Frage Jesu: „Du aber, für wen hältst du mich?“ Du weißt, dass sich diese Frage nicht nur mit dem gesprochenen Bekenntnis beantworten lässt, sondern auch mit deiner Treue, mit deinem Gebet, in deiner Hingabe, in deinen Entscheidungen.
Sei ein Priester, der uns und viele Menschen zu Jesus führt und der uns verstehen lässt, dass Jesus diese Frage an jede und jeden von uns richtet: „Für wen hältst du mich?“ Und geh uns in der Beantwortung dieser Frage Jesu voran. Hilf uns und lehre uns, dieses Bekenntnis zu sprechen im Glaubensbekenntnis. Ermutige uns, nach diesem Bekenntnis zu leben, indem wir die Nähe Jesu im Gebet und in den Sakramenten suchen, und indem wir in unseren Entscheidungen seinen Geboten folgen.

In der Schule des heiligen Paulus
Der heilige Paulus, auf den wir heute ebenso blicken, sei dir dabei ein Beispiel. Wir nennen Paulus den Apostel der Heiden, weil er den Glauben zu denen gebracht hat, die den Gott der Bibel noch nicht kannten. Nun das klingt zuerst einmal sehr schön und recht einfach. Aber wie soll man sich das genauer vorstellen?
Man muss sich das so vorstellen, dass Paulus dorthin gegangen ist, wo überhaupt niemand auf ihn gewartet hat. Die Leute zu denen Paulus gezogen ist, die haben ihren Glauben gehabt, die haben ihre Rituale und abergläubische Gewohnheiten praktiziert – so in etwa wie viele Menschen von heute – die haben nicht auf einen Apostel gewartet.
Der übergroße Teil dieser Menschen hätte am liebsten wohl alles bei dem belassen, wie die Dinge waren. Aber die Liebe Christi hatte Paulus gedrängt, dass er trotzdem dorthin gegangen ist. Er, von dem wir eigentlich vor allem wissen, dass er im Reden nicht so gut war wie im Schreiben. Wir wissen, dass er manchmal Angst hatte vor den Menschen zu sprechen – so schreibt er zumindest selber im Korintherbrief. Und als er zusammen mit Barnabas unterwegs war, so war scheinbar Barnabas der Wortführer gewesen. Aber all das hat Paulus dennoch nicht davon abhalten können, das Evangelium zu verkünden. Und so ist er der Apostel der Heiden geworden.
Allerdings etwa auch nicht, weil er so unheimlich erfolgreich war. Es ist nicht so, dass gar alle, zu denen er sprach, sich bekehrten, sondern einige – die zwar eifrig waren, aber dennoch. Es ist auch nicht so, dass es in diesen jungen Gemeinden keine Probleme gab. Man muss nur die Briefe des Paulus lesen, um zu wissen, wie viel noch unvollkommen war.
Diesen Paulus, diesen Apostel der Heiden möchte ich dir, Pater Kilian, als Beispiel anempfehlen.
- Ein Apostel, der zu Menschen hinausging, die in vielem genauso waren, wie Menschen von heute, denen es oftmals an nichts fehlt. Aber von denen wir wissen, dass letztendlich ein Durst und eine Sehnsucht da sind, die nur Christus stillen kann.
- Ein Apostel, der Erfolg hatte, aber nicht unbedingt in ganz großen Zahlen.
- Ein Apostel, der aufbaute, wenngleich es nicht vollkommen und nicht ohne Probleme und Schwierigkeiten war.
Der heilige Paulus hat dabei aber seinen Eifer, seine Frische und seine Überzeugung nicht verloren, denn die Liebe Christi drängte ihn. Nur er, Christus, kann uns auf die Dauer im treuen Eifer erhalten.
- Pater Kilian, danke, dass du zu einem Geschenk Christi an uns geworden bist. Zu einem Mann Gottes, durch den Jesus Christus selbst uns berühren und an uns handeln möchte.
- Gehe uns voran im Bekenntnis unseres Glaubens und lehre uns, wie dieser Glaube in den konkreten Entscheidungen des Alltags gelebt werden will.
- Sei ein unermüdlicher Apostel nach dem Beispiel des Apostels Paulus, der zu den Menschen von heute hinausgeht und sie für Christus gewinnt. Amen."