02.06.2017
P. Hermann Geissler FSO
Beistand Gottes. Der Heilige Geist - 2. Teil
ein Heilmittel gegen Gottvergessenheit


Jesus sagt: „Der Beistand, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe“ (Joh 14,26). Der Heilige Geist verkündet nichts Neues, er erinnert an die Botschaft Christi. Wir Menschen sind ja ständig in Gefahr, Gott und seine Großtaten zu vergessen – wie das Volk Israel, das kurz nach dem Auszug aus Ägypten gegen Gott zu murren begann. Sind wir nicht oft in derselben Versuchung, zu klagen, zu jammern, uns selbst zu bemitleiden? Der Heilige Geist ist die beste Medizin dagegen. Er lässt uns nicht vergessen, dass Gott uns durch Christus erlöst hat und immer bei uns bleibt. Ja, der Heilige Geist führt uns „in die ganze Wahrheit“ (Joh 16,13), indem er von dem nimmt, was Christi ist, und es uns verkündet (vgl. Joh 16,14f.). Er führt uns zu Christus, der allein „der Weg und die Wahrheit und das Leben“ ist (Joh 14,6). Paulus sagt deshalb mit geradezu verblüffender Einfachheit: „Keiner kann sagen: Jesus ist der Herr, wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet“ (1 Kor 12,3). Das ist die erste Wirkung des Heiligen Geistes: nicht äußerer Enthusiasmus und Ekstase, die es auch im Heidentum gibt, sondern das schlichte Bekenntnis: Jesus ist der Herr, der Sohn Gottes, der Erlöser. Der Heilige Geist ist Beistand Gottes, weil er in uns den Glauben weckt und stärkt und uns hilft, Jesus als den Herrn anzunehmen, ihm nachzufolgen und das Leben nach seinem Maßstab formen zu lassen.
Der heilige Paulus schreibt im Römerbrief: „Wir wissen nicht, worum wir in rechter Weise beten sollen; der Geist selbst tritt jedoch für uns ein mit Seufzen, das wir nicht in Worte fassen können. Und Gott, der die Herzen erforscht, weiß, was die Absicht des Geistes ist: Er tritt so, wie Gott es will, für die Heiligen ein“ (Röm 8,26f.). Das Gebet ist heute wichtiger denn je. Ohne Gebet trocknet unsere Seele aus, werden wir ein Rad am rastlosen Getriebe der Welt, verliert das Leben seinen Geschmack. Wir alle brauchen Zeiten zum Beten, zum Atemholen, zum Ruhen am Herzen des Erlösers. Aber echtes Beten ist gar nicht so leicht. Viele Menschen finden schwer einen Zugang zum Gebet, anderen fehlt die Ausdauer, wieder andere beten mit den Lippen, aber kaum mit dem Herzen. Alle brauchen wir den Heiligen Geist, um in rechter Weise beten zu können. Dies ist eine zweite Wirkung des Heiligen Geistes: die Freude an Gott und am Gebet. Deshalb ist es wichtig, den Heiligen Geist immer wieder zu bitten: Komm', Heiliger Geist, lehre mich lieben, lehre mich beten!
