Veröffentlicht am
24.02.2023
Autor
Pater Friedrich Bechina FSO
Ort
Aus dem Magazin der Päpstlichen Missionswerke "allewelt"

Vorreiter in der Forschung

Wie katholische Unis Glauben und Vernunft vereinen

Von 2001 bis 2022 hat Pater Friedrich Bechina FSO an der ehemaligen Kongregation für das Katholische Bildungswesen gearbeitet. Der gebürtige Wiener wurde 2013 zum Untersekretär dieser Kongregation ernannt. Er hat sich vor allem im Bereich der internationalen Hochschulpolitik innerhalb der katholischen Kirche spezialisiert und steht vielen katholischen Bildungseinrichtungen als Berater zur Seite. 

Im Magazin der Päpstlichen Missionswerke (Missio) allewelt berichtet er über seine Erfahrung mit der katholischen Hochschulpolitik.

 

Pater Friedrich Bechina FSO war von 2001 bis 2022 an der Kongregation für das Katholische Bildungswesen tätig.

Katholische Spitzenforschung

- allewelt: Ausgabe Mai/Juni 2023

Der Mensch ist von Natur aus neugierig. Das bestätigen meine zwei kleinen Großneffen, die jeden Tag etwas mehr von ihrer Welt erkunden wollen und deshalb alle Laden und Schränke öffnen, untersuchen, ausräumen, um das was sich darin verbirgt immer besser und im vollen Sinn „begreifen“ zu können.

Mit ähnlicher Energie öffnen auch große Wissenschaftler bis hin zu den Nobelpreisträgern permanent neue Schubladen und Fächer der unendlichen Realität und ergründen – wie jüngst der bekannte österreichische Quantenphysiker, Anton Zeilinger – neue Dimensionen der Wissenschaft und Wirklichkeit, die das scheinbar Erwiesene wiederum radikal in Frage stellen. Die Neugier des Menschen, sein Durst nach Wissen und Verstehen, stoßen aber in dieser Welt, je mehr gefunden und verstanden wird, auf immer neuere und größere Fragen. Wie Glaube und Vernunft die schönste Symbiose bilden, zeigen hochmoderne katholische Universitäten in der ganzen Welt. Ein Experte gibt Einblicke in die Branche des Wissens und der Forschung. 

Und die Kirche? Widersetzt sie sich nicht dieser „Neugier“, indem sie diese als Untugend qualifiziert? Und behindert sie nicht die Forschung, wenn sie behauptet, dass mit Christus die Fülle der Wahrheit geoffenbart wurde und meint, diese Wahrheit auch zu kennen? Hat nicht die Kirche Galileo verurteilt und damit die freie Forschung behindert? Es wäre spannend auf diese tatsächlich nicht unberechtigten Fragen näher einzugehen. Ich möchte hier aber lieber andere Erfahrungen teilen, die ich in den letzten 20 Jahren gemacht habe.

© KU Eichstätt-Ingolstadt

Gottes Spuren erforschen

In diesen letzten zwanzig Jahren hat sich laut Angaben der UNESCO die Zahl der Studierenden an Universitäten auf gegenwärtig ca. 235.000.000 mehr als verdoppelt. Etwa knapp 3% davon studieren weltweit an den ca. 1.500 katholischen Universitäten. Wenigstens in Europa haben sich die ersten Universitäten aus Kloster- oder Kathedral-Schulen zumeist im kirchlichen Umfeld entwickelt. Nicht zufällig, sondern, weil die menschliche Neugierde in Klöstern schon vor etwa einem Jahrtausend, nicht verboten, sondern neu orientiert und sogar gefördert wurde. Die Gottsuche der Mönche, ihre erste und wichtigste Beschäftigung hat nicht Halt gemacht beim Studium der Heiligen Schrift und im Gebet. 


Wenn die Welt – und davon waren die Mönche überzeugt – Schöpfung Gottes ist, dann lassen sich in den Werken Gottes auch Spuren und Hinweise auf ihn finden. Und diese Spuren wollten sie ebenso suchen, wie Gott selbst. Sie haben systematische Forschung betrieben, Bibliotheken angelegt, ihr Wissen an jüngere Generationen weitergeben und durch praktische Anwendung dieses Wissens die Welt rund um sie ganz aktiv mitgestaltet. Und das tut eine Universität noch heute: Forschen, Lehren und Welt-Gestalten als Dienst am Menschen. 
 

© KU Eichstätt-Ingolstadt

Im Dienst der Menschen

Das Besondere der katholischen Universitäten ist dabei, dass sie nicht nur nach Neuem suchen, sondern eben auch nach Gott, nach einem Gott, der von sich selbst sagt, dass er die Liebe ist, Liebe aber nicht ohne Gerechtigkeit. Deshalb – so will es die Kirche von ihren Universitäten – soll die Forschung immer auch deren Auswirkung auf andere Menschen und die Frage des Rechts und der Gerechtigkeit im Auge behalten.
Was heißt das konkret?
 

  • Dass die katholische Universität in Eichstätt-Ingolstadt sowohl aus dem Blickwinkel der Mathematik und der Moraltheologie der Frage nachgeht, was die Entwicklung und Verwendung künstlicher Intelligenz und autonomer, selbstgesteuerter Systeme für Mensch und Gesellschaft bedeuten. Gerade der Theologe ist dafür sensibel, nicht in eine Dämonisierung oder Vergöttlichung der Maschine zu verfallen, als ob KI-Systeme dem Menschen das ethische Handeln abnehmen könnten.
                 
  • An der katholischen Universität in Seoul (Südkorea) wird in Zusammenarbeit mit ihren Universitätsspitälern darüber geforscht, welchen Einfluss die äußere Gestaltung einer Krankenstation, bis hin zur Farbe und zum Stil der Arbeitskleidung der Ärzte und Pfleger auf den Genesungsprozess der Patienten haben.
              
  • An der Notre Dame University in den Vereinigten Staaten, gilt ein besonderes Forschungsprojekt der Frage nach seltenen oder oft übersehenen Krankheiten und wie Betroffene damit umgehen, weil die Frage der Nächstenliebe und der Hilfe für jene in Not, nicht durch Statistik und Kosten/Nutzen-Optimierung beantwortet werden kann.

Vielleicht machen diese wenigen beeindruckenden Beispiele danach neugierig, welche Art von Spitzenforschung an katholischen Universitäten geschieht: Ich kann nur empfehlen, einmal nach „Research“ an Universitäten wie dem Boston College in Massachusetts, der KU-Leuven, der Radboud Universitseit Nijmegen, der Università del Sacro Cuore in Mailand, der Fu Jen University in Taipeh, der Georgetown University in Washington, der Catholic University of Australia, des Ateneo di Manila, der Pontificia Universidad Católic de Chile, der Catholic University of East Africa oder einfach generell nach „catholic university“ zu googeln …


Nicht nur um die Neugierde zu stillen, sondern weil gerade an diesen Orten auch Gott gefunden werden kann.  

 

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