Veröffentlicht am
11.07.2024
Ort
Rom

Internationale Tagung der kirchlichen Familien des geweihten Lebens

Per Dekret vom 29. August 2001 wurde die geistliche Familie „Das Werk" als "Familie des geweihten Lebens" päpstlichen Rechts durch das Dikasterium für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens anerkannt. 

Seit einigen Jahren stehen wir in engem Kontakt mit anderen kirchlichen Gemeinschaften, die dieselbe oder eine ähnliche Approbation als eine neue Form des geweihten Lebens erhalten haben. Unter dem Titel „Kirchliche Familien des geweihten Lebens: fünf Jahre gemeinsam auf dem Weg der Synodalität“ fand am 27. und 28. Mai 2024 an der Päpstlichen Universität Santa Croce in Rom eine Tagung statt, an der auch einige Vertreter unserer geistlichen Familie teilnahmen.

Im Nachsynodalen Apostolischen Schreiben Vita consecrata von Johannes Paul II. heißt es in Nr. 62: "Der Heilige Geist, der zu verschiedenen Zeiten zahlreiche Formen des geweihten Lebens geweckt hat, steht der Kirche unaufhörlich bei sowohl dadurch, dass er in den bereits bestehenden Instituten das Engagement zur Erneuerung in Treue zum ursprünglichen Charisma fördert, als auch dadurch, dass er Männern und Frauen unserer Zeit neue Charismen zuteilt, damit sie Institutionen ins Leben rufen, die auf die Herausforderungen von heute eine Antwort geben können."

Tatsächlich wurden vor und nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil neue Charismen vom Heiligen Geist erweckt. Diese waren oder sind auf der Suche nach ihrer spezifischen Identität innerhalb der Kirche. Die neuen Institute unterscheiden sich von den Ordens- und Säkularinstituten sowie von den Gesellschaften des apostolischen Lebens. Die offizielle Anerkennung dieser neuen Gemeinschaften ist dem Apostolischen Stuhl vorbehalten.

»Der Heilige Geist steht der Kirche unaufhörlich bei.«
Johannes Paul II. in Vita Consecrata

Eine neue Form des geweihten Lebens

Eine dieser neuen Formen ist die „kirchliche Familie des geweihten Lebens“, zu denen auch unsere geistliche Familie zählt. Die Besonderheit besteht unter anderem darin, dass sie in einer einzigen Rechtspersönlichkeit verschiedene Lebensstände vereinigen: geweihte Männer und Frauen, Kleriker und Laien, die am gleichen Charisma und an derselben Sendung teilhaben. Die Einheit und Komplementarität unter den Mitgliedern in ihren unterschiedlichen Berufungen und Gaben sind nicht zufällig gegeben, sondern wesentliche Elemente dieser Lebensform. 

Ein im Jahr 2018 gegründetes „Forum“ vereint zurzeit acht kirchliche Familien, deren Ursprung in verschiedenen Ländern (Spanien, Italien, Frankreich, Kanada und Belgien) liegt: Einige sind bereits päpstlich anerkannt, andere haben eine diözesane Anerkennung und zwei Gemeinschaften befinden sich noch im Prozess einer kirchlichen Anerkennung.

Inhalt des Austauschs und der Zusammenarbeit ist es, die jeder Gemeinschaft anvertrauten charismatischen Gnaden und die damit verbundenen Erfahrungen zu teilen und gemeinsame Elemente als Antwort auf die heutigen Herausforderungen in der Kirche und in der Welt zu identifizieren und zu vertiefen.

Erstmals eine internationale Tagung dieser Art

Bereits seit dem Jahr 2011 gab es in Rom in regelmäßigen Abständen internationale Treffen von zahlreichen neuen Gemeinschaften, die vor allem den freundschaftlichen Austausch und das gegenseitige Kennenlernen zum Ziel hatten. Die vom oben genannten Forum organisierte Tagung an der Päpstlichen Universität Santa Croce war ein erstes internationales Kolloquium, das sich spezifisch der Reflexion über die Identität und das Wesen der „kirchlichen Familien des geweihten Lebens“ durch den Austausch mit Experten des geweihten Lebens und Vertretern anderer Gemeinschaften über grundlegende theologische und kirchenrechtliche Aspekte widmete. Im Jahr 2019 hatte das Forum ein umfassendes Dokument mit dem Titel "Gemeinschaft und Mitverantwortung" erarbeitet, das dem Dikasterium in der Phase der Vorbereitung auf die nächste Vollversammlung übergeben worden war. Dieser grundlegende Text war auch die Basis für den Austausch innerhalb der Tagung. 

Die Themen, die während des Kolloquiums diskutiert und vertieft wurden, verdeutlichten den Reichtum und die Perspektiven innerhalb der kirchlichen Familien. Wertvoll waren sowohl die interessierten Anfragen und Beiträge von Seiten der Vertreter klassischer Institute des geweihten Lebens als auch die Fragen und Erfahrungen von Mitgliedern anderer neuer Gemeinschaften aus Frankreich, Großbritannien, Italien und Kanada, die auf dem Weg zu einer ähnlichen kirchenrechtlichen Anerkennung sind.

Die Teilnahme von P. Leonello Leidi, CP, als Vertreter des Dikasteriums für das geweihte Leben wurde von allen sehr geschätzt. In seinem Vortrag stellte er die Praxis des Dikasteriums im Prozess der Anerkennung von neuen Gründungen vor, die verschiedene Berufungen und Lebensstände innerhalb einer Gemeinschaft enthalten. Er sprach offen über die Komplexität der neuen Formen und ermutigte zugleich, den bereits eingeschlagenen Weg gemeinsam weiterzugehen.

»Insieme - gemeinsam!«
Angela Ambrogetti

Synodalität in der DNA der neuen Gemeinschaften

Das Treffen mit dem ihm eigenen "Arbeitsstil" war in den aktuellen synodalen Prozess der Weltkirche eingebettet, da es die "synodale" Erfahrung widerspiegelt, die in den letzten fünf Jahren sowohl durch die Zusammenarbeit im Forum als auch innerhalb der jeweiligen Gemeinschaften gereift ist. Nachdem die italienische Journalistin Angela Ambrogetti die Teilnehmer des Kolloquiums ausgiebig befragt hatte, fasste sie ihren Eindruck über die Eigenart der kirchlichen Familien mit einem Wort zusammen: Insieme – gemeinsam! Sie brachte dadurch die Sendung dieser neuen Form geweihten Lebens zum Ausdruck: durch ihr Charisma die Kirche als Familie Gottes zu bezeugen und ein Spiegelbild der kirchlichen Gemeinschaft (Communio) zu sein. Die Einheit in der Verschiedenheit ist die missionarische Kraft der kirchlichen Familien des geweihten Lebens in unserer Zeit.