Veröffentlicht am
26.05.2025
Autor
Martina Schratzberger - Mein Bezirk/Telfs
Ort
Rom/Telfs

Als plötzlich weißer Rauch aufstieg

Pater Bruno Haider FSO im Interview mit "Mein Bezirk"

Ursprünglich hegte der in Oberhofen wirkende Pater Bruno Haider den Wunsch, im Heiligen Jahr nach Rom zu reisen. Dass sich bei dieser Reise die Ereignisse überschlagen würden, hätte er nicht zu träumen gewagt. Im Interview mit MeinBezirk spricht er über das Erlebte:

Als Pilger der Hoffnung schreitet Pater Bruno über den Peterplatz durch die Heilige Pforte.

Sie kommen gerade von Ihrer Romreise zurück, sind Sie müde?

Pater Bruno (lächelt): Im Gegenteil, die Ereignisse waren erbauend, ich fühle mich gestärkt.

Haben Sie die Tour kurzfristig wegen der Papstwahl angesetzt?

Nein, wir hatten die Reise schon länger mit dem Generaloberen unserer Priestergemeinschaft "Das Werk" geplant. Dass wir mitten im Geschehen landen würden, konnte niemand ahnen. Das war Vorsehung, ein Geschenk Gottes.

Was konnten Sie von der Papstwahl direkt mitbekommen?

Durch einen unserer Patres gelangten wir in den Petersdom zur Messe für die Wahl des Papstes. Ich hatte einen Platz in der Nähe des Gangs, durch den die wahlberechtigten Kardinäle einzogen. Man merkte schon eine gewisse Anspannung in ihren Gesichtern.

Haben Sie auch den Rauch aufsteigen sehen?

Ja, am zweiten Wahltag gingen wir mittags durch die Heilige Pforte in den Petersdom. Wir wollten den durch Gott geschenkten Ablass empfangen. Wieder draußen am Petersplatz, sahen wir schwarze Wölkchen aus dem Kamin der Sixtinischen Kapelle steigen. Zum Glück begaben wir uns am späten Nachmittag wieder dorthin: Plötzlich konnte man weißen Rauch durch die Übertragung auf einem großen Bildschirm sehen, andererseits auch in der Realität von der Ferne.

Wie können Sie die weiteren Vorgänge beschreiben?

Zum bereits vollen Petersplatz füllte sich in kürzester Zeit auch die lange und breite Straße vom Tiber her ganz mit Menschen. Meine Priesterkollegen setzten sich auf einen Motorroller und kamen, Ordensschwestern traten in die Fahrräder, um dabei sein zu können. Nach etwa einer Stunde trat der Papst vor die Menschenmenge, winkte uns zu und hielt eine gar nicht so kurze Rede, in der er die wichtigsten Leitsätze vermittelte. Die Leute waren begeistert, sie rissen die Arme hoch und begrüßten Leo XIV. mit Zurufen. Es war überwältigend.

Spannung auf dem Petersplatz. Der weiße Rauch steigt auf.

Die Begeisterung steht Ihnen ins Gesicht geschrieben...

Es war ein Erlebnis. Die Abenddämmerung hatte eingesetzt. Das Licht, der Friede und die Freude waren beeindruckend. Viele Menschen wollten nicht nach Hause gehen. Sie waren ergriffen, tauschten sich in verschiedenen Sprachen aus. Beim Warten auf den Papst schenkte ich drei italienischen Kindern ein Maria-Hilf-Bildchen vom Innsbrucker Dom. Dann hörte ich Tiroler Dialekt und lernte drei nette junge Menschen aus dem Ötztal kennen. Ein älteres römisches Paar war gekommen, um den neuen Bischof von Rom zu begrüßen. Aber das Beste war wohl, dass mir der ehemalige Oberministrant, den ich aus meiner Zeit in Kempten als langhaarigen Schlagzeuger einer Heavymetalband in Erinnerung hatte, als Priesterseminarist gegenüberstand. Seine langen Haare hatte er für die Perücke eines krebskranken Mädchens gespendet.

Haben Sie Wünsche an den Papst?

Ja, erst einen Wunsch an uns Gläubige und dann einen an den Papst. Für uns alle wünsche ich mir, dass wir die Ansprachen und Schreiben Leos XIV. im Originaltext vollständig lesen und uns nicht durch Überschriften und verkürzte Meldungen in Zeitungen und anderen Medien ein Bild von ihm machen wollen. Für den Heiligen Vater habe ich den Wunsch, dass er mit Gottes Hilfe innerhalb der Kirche die Einheit fördern und stärken kann. Dass wir nicht verschiedene Lager, sondern eine Familie der Kinder Gottes bilden.

Der Pater und WhatsApp:

Über seinen WhatsApp-Status ließ Pater Bruno Haider viele Menschen an seiner Reise virtuell teilhaben. Er fotografierte und erklärte, machte Gusto auf die Stadt. "Rom ist eine Reise wert. Immer wieder begegnen einem Priester und Ordensleute, auch junge, die sich in unterschiedlichsten Sprachen verständigen. Man trifft auf so viele Menschen, deren Herz für den Glauben schlägt. Rom ist eben das Zentrum der Weltkirche. Das ist spürbar."

Links: P. Bruno und P. Kris im Petersdom; Rechts: Bruder Elmar kennt jeden Geheimtipp in der Ewigen Stadt.